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04. Mai 2016: Moorseer Mühle bei NWZonline

Über die thermische Behandlung gegen Holzwurm an der Moorseer Mühle bei Bremerhaven hat die NWZonline einen Artikel veröffentlicht:

Artikel auf NWZonline

26. September 2014: Verpackte Windmühle bei WDR5

Am 24.09.2014 berichtete WDR5 in der Sendung "Leonardo" von der thermischen Behandlung der Windmühlen im Freilichtmuseum Kommern. Auf der Webseite des WDR5 befindet sich ein Fotobericht:

http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/leo2go/windmuehle110.html

05. Juli 2011: Holzwürmer sind im Haus der Stadt jetzt Geschichte

Erschienen in: Hellweger Anzeiger

Im Haus der Stadtgeschichte war in den vergangenen Monaten nicht nur sprichwörtlich der Wurm drin. Der kleine Schädling hat sich in den hölzernen Exponaten ordentlich ausgetobt, doch jetzt geht es ihm an den Kragen. In einem mobilen Container wird dem Wurm ordentlich eingeheizt.

Es scheint, als wolle das Haus der Stadtgeschichte umziehen. Nach und nach tragen fleißige Helfer die alten Schätze aus dem Museum und hieven sie in ein großes Fahrzeug. Doch hierbei handel es sich keineswegs um einen Umzugswagen, sondern um eine isolierte Thermokammer. In dem mobilen Container wird Schädlingen, wie Holzwürmern, der Garaus gemacht.

Im Herbst soll im Haus der Stadtgeschichte die neue Ausstellung eröffnen. Hierfür muss das eine oder andere Ausstellungsstück aber nicht nur herausgeputzt, sondern erst einmal gründlich gereinigt werden: In der isolierten Kammer werden Schädlinge und Pilze einfach abgetötet.

Weil die Exponate jahrelang im Keller lagen, konnten sich die Schädlinge dort unbemerkt durch das Holz fressen. „Der Holzbock hinterlässt richtig große Löcher im Material. An einem Tag schafft er locker fünf Zentimeter“, sagt der Mess- und Regeltechniker Herbert Hubert.

Um den Wurm unschädlich zu machen, hat der Museumsleiter Robert Badermann eine Fachfirma beauftragt. Mithilfe eines schonenden Verfahrens und ohne Einsatz von Gift werden die Ausstellungsstücke gereinigt. „Hierfür räumen wir die Exponate in den mobilen Container und lassen die Temperatur ansteigen“, erklärt Hubert die Vorgehensweise.

04. Juli 2011: Holzwurmtod in der Thermokammer

Erschienen in: Der Westen

Kamen, 04.07.2011, Ulrike Faulhaber

Muffig riecht es im Kellergewölbe unter dem Stadtmuseum, und feucht ist’s. Kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Nicht nur wegen des Geruchs, auch wegen der Enge. Die Mitarbeiter des Museums aber bezeichnen den Keller liebevoll als heilige Hallen. „Hier tauchen immer wieder Schätze auf, mit denen wir nicht rechnen“, erzählt Christian Rißmann, ehrenamtlicher Mitarbeiter. Zuletzt waren es sechs Meter lange Balken, die die Inschrift „Aufgerichtet am 11. Juli 1870“ tragen und vermutlich von einem Bauernhof stammen.

Ganze Häuser in Folie

Die Balken haben die Museumsmitarbeiter bereits in die Thermokammer des Aufliegers der Lippstadter Firma IRT geschafft...weiterlesen

22. September 2010: In den Geräten steckte der Wurm

EL-Kurier vom 22.09.2010
Loruper Verein erfolgreich in der Schädlingsbekämpfung
Lorup (eb) - Der Verein Hümmling Feriendorf Lorup und die Arbeitsgruppe Oldti­mer des Heimatrings Lorup haben in einer gemeinsamen Aktion über einen Zeitraum von 14 Tagen historische Kut­schen sowie landwirtschaftli­che und handwerkliche Ar­beitsgeräte vom Holzwurm­befall befreit.

Das Vorhaben wurde von der Firma IRT (Innovative Res­taurierungs Technik) aus Lippstadt unterstützt, die sich auf Denkmal- und Bauten­schutz spezialisiert hat. Dabei kam eine isolierte Thermo­kammer zum Einsatz: Bei die­sem Verfahren wird eine Tem­peratur von 52 bis 55 Grad Celsius genutzt, alle Schadin­sekten in jedem Entwicklungsstadium abzutöten. Dieses Heißluftverfahren stellt eine besonders schonende und ökologisch unbedenkliche Al­ternative der Schädlingsbe­kämpfung dar.

Die Thermokammer mit ei­nem Fassungsvermögen von rund 25 Kubikmeter wurde auf dem Bauhof der Gemeinde durch Mitglieder der Vereine im 2-Tages-Rhythmus bestückt - eine durchaus Schweiß treibende Arbeit, denn es wurden nicht nur Kutschen hineingefahren, sondern auch schweres Gerät. Dabei handelte es sich unter anderem um landwirtschaftliche Maschinen wie Korn- und Kartoffelweiher, Kornmühlen, Holzpflüge und Holzeggen, handbetriebene Häckselmaschinen und mehrere Ackerwagen, die sich auf dem Bauhof befinden und des weiteren um Hobelbänke, Bandsägen und eine Drechslereidrehbank, die zum Bestand der alten Drechslerei Grummel gehörten und nun in der Werkstatt bei Krulls Hus ausgestellt sind.

Durch die erfolgreiche Schädlingsbekämpfung ist es möglich geworden, diese historischen landwirtschaftlichen und handwerklichen Gerätschaften für die Zukunft zu erhalten.
Ein Teil der Geräte kann bereits jetzt in der Werkstatt bei Krulls Hus besichtigt werden. Für weitere langwirtschaftlichen Maschinen benötigen die Vereine eine Remise, die einen zentralen Platz bei Krulls Hus finden soll, um sie dort der Öffentlichkeit präsentieren zu können.

29. Mai 2010: Hitze schnürt dem Käfer die Luft ab

Erschienen in: Münsterland Zeitung

HITZE SCHNÜRT DEM KÄFER DIE LUFT AB

RHEINE Während Pfarrer Bernhard Lütkemöller in seinem zukünftigem Wohnzimmer saunieren könnte, ist das Klima dem gescheckten Nagekäfer weniger zuträglich. Es ist mit rund 60 Grad Lufttemperatur so heiß im denkmalgeschützten Haus am Markt 14, dass dem gefräßigen Käfer nicht nur der Appetit vergeht, sondern ihm vollständig die Luft wegbleibt.

Von Miriam Daschty

Korrekt nennt sich das Denaturierung der Eiweiße bei 52 bis 55 Grad Celsius. Einfach gesagt: Dem Schädling wird im Pfarrhaus der Stadtkirche der Garaus gemacht - ganz ohne Gift oder sonstige umweltschädigenden Mittel. In einer thermischen Maßnahme wird seit Mittwoch heiße Luft im alten Gebälk verteilt.

"Wir arbeiten mit einer modernen Mehrstufenbrenneranlage mit getrennter Rauchgasführung", erklärt Christoph Diers vom IRT-Denkmal- und Bautenschutz. Das sei so wichtig, weil bei diesem Verfahren keine Brandgefahr bestehe. Außerdem sei die Methode zu 100 Prozent wirksam: "Alle Entwicklungsstufen - Ei, Larve und Käfer - werden abgetötet", sagt Diers.

Ökologisches Verfahren

Pfarrer Lütkemöller ist froh über dieses ökologische Verfahren, lehnt toxische Schädlingsbekämpfung aufgrund des Gedankens der Schöpfungsbewahrung strikt ab. Bis Sonntagabend soll die Aktion beendet sein, wobei das Team Glück hatte: "Das Ordnungsamt hätte uns beinahe beide Heizaggregate stillgelegt", sagte Lütkemöller gestern.

Grund: Sie ragten etwa einen Meter in die nicht gemietete Fläche des Marktplatzes. Die Lösung: Dem Geflügelhändler wird am samstäglichen Markttag eine besondere Ehre zuteil - er darf seine Waren direkt vor der Stadtkirche verkaufen.

23. Januar 2010: Schädlinge schonend schachmatt gesetzt

Erschienen in: Nordwest-Zeitung, Oldenburg

SCHÄDLINGE SCHONEND SCHACHMATT GESETZT

Sanierung Spezialfirma macht dem Nagekäfer in der Wassermühle mit 70 Grad heißer Luft den Garaus

Sensoren messen die Temperaturen im Holzkern. Sonntag ist die Schädlingsbekämpfung abgeschlossen.

VON STEPHAN ONNEN HUDE - Draußen vor der Wassermühle im Huder Klosterbezirk zeigt das Thermometer minus fünf Grad an, drinnen herrschen jedoch Temperaturen wie in der Sauna: Mit einem Heißluftverfahren macht die Firma IRT Innovative Restaurierungstechnik aus Lippstadt (Westfalen) dem Nagekäfer, der sich im etwa 165 Jahre alten Eichenholz des Baudenkmals eingenistet hat, den Garaus.

Langsame Erwärmung

Der Name der Firma ist Programm. „Wir sind keine Kammerjäger", betont Geschäftsführer Christoph Diers, „wir betreiben moderne Mess- und Regeltechnik." Und, ganz wichtig: Gift wird bei der Beseitigung der tierischen Schädlinge nicht verwendet. Stattdessen kommt heiße Luft zum Einsatz. Heißluftmaschinen, die über eine Luftleistung von 18 000 Kubikmetern pro Stunde verfügen, führen über Schläuche Wärme ins hermetisch abgeriegelte Gebäude. Um möglichst schonend vorzugehen, produziert die Anlage in Hude indes nur 4000 bis 5000 Kubikmeter an heißer Luft. „Die Erwärmung erfolgt ganz langsam und vorsichtig", erklärt Diers.

Seit Mittwoch ist die Anlage aufgebaut. Sensoren messen während der Behandlung die Temperaturen im Kern der Balken, um zu gewährleisten, dass überall im Holzinneren 55 Grad erreicht werden. „Diese Gradzahl ist ausreichend, um die Schädlinge in jedem Entwicklungsstadium abzutöten, also als Ei, Larve und Käfer", weiß Diers, der diese Technik seit 20 Jahren in der Denkmalpflege erfolgreich einsetzt und weiterentwickelt hat.

Während sich der Holzkern auf 55 Grad erwärmt, steigt die Lufttemperatur in der Wassermühle auf 70 Grad. „Die Elektroleitungen können das vertragen", versichert der IRT-Chef.

Keine Brandgefahr

Ein Mitarbeiter ist ständig vor Ort, um die Abläufe zu überwachen. Die Anlage verfüge über eine getrennte Rauchgasführung, wodurch Brandgefahr ausgeschlossen sei, betont Diers. Schon an diesem Sonntag sollen die Arbeiten beendet sein. „Wir betrachten die Wassermühle in dieser Region als Referenzobjekt für umweltschonende Verfahrenstechnik", so der Lippstädter, „daher haben wir unsere Leistungen hier für relativ kleines Geld angeboten."

Zimmererarbeiten folgen

Die Sanierungsarbeiten werden vom Bookholzberger Architekten Manfred Beier (Büro Angelis & Partner) koordiniert. Im Laufe der nächsten Woche sollen die Zimmererarbeiten fortgesetzt werden. Marode Stützen müssen ergänzt, morsche Balken am Fachwerk ausgetauscht werden. Auch Maurerarbeiten und eine Modernisierung der Heizungsanlage sind vorgesehen. Insgesamt stehen 50 000 Euro zur Verfügung, die Eigentümerin Margaretha von Witzleben (15 000 Euro), der Landkreis Oldenburg (10 000 Euro), die Gemeinde Hude und die Denkmalpflege des Landes Niedersachsen (jeweils 5000 Euro) gemeinsam aufbringen. 15 000 Euro fließen aus dem EU-Programm „Leader". Spielt das Wetter mit, soll die Sanierung in vier Wochen abgeschlossen sein.

Margaretha von Witzleben ist weiter auf der Suche nach einem neuen Pächter - Interessierte können sich bei ihr unter 04408/1804 melden.

26. September 2009: Heißluft für den Dachstuhl

Erschienen in: Grevener Zeitung

HEIßLUFT FÜR DEN DACHSTUHL

Holzkonstruktion der Martinuskirche ist vom gescheckten Nagekäfer befallen. GREVEN. Dem ein oder anderen Grevener ist es auf dem Weg durch die Innenstadt sicher schon aufgefallen: An der Martinuskirche ist seit diesem Montag eine etwas sonderbare Konstruktion aus langen Rohren angebracht.

Der Grund: Beinah der gesamte Dachstuhl der Kirche ist von einem Schädling befallen, dem so genannten gescheckten Nagekäfer. So komisch der Name klingt, so gefährlich kann das Tier werden. „Wenn man da nichts macht, wird das Dach über kurz oder lang instabil", erklärt Michael Hüttermann, Mitarbeiter der Zentralrendantur der Kirche.
Daher musste schnell gehandelt werden. Nachdem ein Gutachter im vergangenen Herbst den Befall festgestellt hatte, wurde zuerst das betroffene Holz ausgetauscht. Im nächsten Schritt wird nun die gesamte Käfer-Population „in jedem Entwicklungsstadium" abgetötet, wie Christoph Diers, Inhaber der gleichnamigen Firma für technische Denkmalpflege, erläutert. Hierfür wurde ein zwar etwas kostspieligeres, dafür aber ökologisch einwandfreies Verfahren gewählt.

Durch insgesamt 120 Meter Rohr wird heiße Luft in den Dachstuhl gepumpt. Die Kerntemperatur von 55 Grad überlebt der Schädling nicht und kann so ganz ohne Gift abgetötet werden. Gleichzeitig ist die Methode schonend für das Holz, es besteht keine Brandgefahr. „Wegen der getrennten Rauchgasleitung können keine Rußpartikel nach oben gelangen", so Diers weiter. Für die Kirchengemeinde gibt es auch keine Einschränkungen: Die Arbeiten gehen beinah geräuschlos vonstatten, man hört höchstens „ein Rauschen wie vom Meer", weiß der technische Denkmalschützer. Und schwitzen muss trotz der mit 55 Grad ziemlich hohen Temperatur auch niemand, denn heiße Luft steigt ja bekanntlich nach oben.

Die Kosten für die Maßnahmen inklusive der bereits abgeschlossenen Zimmerarbeiten belaufen sich insgesamt auf 178.500 Euro, 70.000 davon übernimmt das Bistum Münster. Die Investition lohnt sich: „In 20 Jahren Firmengeschichte hatten wir keinen einzigen Wiederbefall", zeigt sich Diers überzeugt von der angewendeten Heißluft-Methode.

Zwei Wochen werden die Arbeiten noch andauern. So lang muss jede Nacht ein Mitarbeiter der Firma im mitgebrachten Wohnmobil neben der Kirche übernachten, weil die Heißluft-Zufuhr auch nachts weiterläuft. „Vielleicht kommt ja mal ein Grevener mit einem Grill und einem Schnitzel vorbei", hofft Diers. Wer weiß ...

Eva Tanski

13. August 2001: Fast wie bei Christo

Autor: Oliver Fok, Kunststätte Bossard

FAST WIE BEI CHRISTO

Kunsttempel aufwendig restauriert

Da, wo es keiner vermutet, mitten im Wald zwischen Jesteburg und Lüllau, liegt auf über 30 000 qm die Kunststätte Bossard. Das Künstlerehepaar Johann und Jutta Bossard vereinigte in jahrzehntelanger kontinuierlicher Arbeit Malerei, Bildhauerei, Architektur, Kunstgewerbe und Gartenkunst und schuf damit ein in Deutschland einmaliges Gesamtkunstwerk.

Im November 1995 wurde die Stiftung Kunst­stätte Johann und Jutta Bossard gegründet, die den künstlerischen Nachlaß der Bossards als einheitliches Ganzes schützen, pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte. Gleich nach Gründung der Stiftung begannen die Arbeiten an einem Großobjekt, die bis Ende 1996 dauerten. Das mit Pappschindeln gedeckte Dach des Kunsttempels war an mehreren Stellen undicht und nicht mehr zu reparieren. Es sollte in Kupfer neu eingedeckt werden. Allerdings mußten dazu die abstrakt-lineare Malerei an der Innenseite der Dachschalung befestigt und die Holzwürmer bekämpft werden.

Die Schädlingsbekämpfer und Restauratoren hatten ein riesiges Problem: Alle Hölzer am Kunsttempel waren farblich gefaßt. Wäre Gift aufgetragen worden, hätten die Farben Schaden genommen. Nach Abwägung der Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden und mit fachlicher Beratung durch den leitenden Restaurator der staatlichen Schlösser und Gärten in München, Heinrich Piening, wurde die geregelte CO -Methode der Firma IRT aus Lippstadt ausgewählt. Diese kombi­nierte, aus Kohlendioxid-Behandlung und Klimatisierung bestehende Methode ist ein für diese Objektgröße neues, zuverlässiges Verfahren.

Es ist für die verschiedenen Ma­terialien und Farben der Kunst­werke völlig ungefährlich. Um alle Schädlinge im Gebäude zu erreichen, mußte - in einer spektakulären Aktion, fast wie bei Christos Verpackungsaktion am Reichstag in Berlin - der ganze Kunst­tempel in Folie verpackt werden.

Dafür wurde das Gebäude zunächst komplett eingerüstet, die schwere Folie sollte nicht auf dem Dach aufliegen und beschädigt werden. Durch ein im Gebäude installiertes ausgeklügeltes Rohrsystem wurde thermisch geregeltes Kohlendioxid in den Innenraum geleitet. Das Gas verdrängt den lebensnot­wendigen Sauerstoff und tötet sämtliche Schad­insekten in allen Entwicklungsstufen ab.

Die konstante Temperatur, die mit computergesteuerter Meß- und Regeltechnik gehalten wurde, war dabei beson­ders wichtig. Kühlt das Gas zu stark ab, wird aus C02 in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit Kohlensäure, die die Farben schädigen kann.

ÜNH unterstützte die vielfältigen und notwendigen restauratorischen Arbeiten an der Kunststätte Bossard mit einer großzügigen Spende, für die sich die Stiftung herzlich bedankt.

Oliver Fok, Kunststätte Bossard

06. März 2001: Bei dieser Technik bleibt der Hausbock chancenlos

Erschienen in: Immobilien Markt im Kreis Güsterloh

BEI DIESER TECHNIK BLEIBT DER HAUSBOCK CHANCENLOS
SPEZIALFIRMA VERTREIBT TIERISCHE SCHADINSEKTEN

Dieser Gast ist nicht nur unerwünscht; wenn er zu lange bleibt, wird es teuer und womöglich gefährlich. Die Rede ist vom Hausbock. Der Käfer frisst sich mit Vorliebe durch das Holz des Dachstuhls. Ihn zu vertreiben, war für den Hausbesitzer bislang ein mittelschweres Problem. Das hat Christoph Diers erkannt und darauf reagiert. Mit ganz neuen Methoden vertreibt er die tierischen Schadinsekten.

Der Name seiner Firma IRT - Innovative Restaurierungs-Technik - ist Programm. „Wir sind keine Kammerjäger“, betont der gebürtige Lippstädter, der auch dort seinen Firmensitz hat, „wir betreiben moderne Mess- und Regeltechnik.“ Und, ganz wichtig: Gift kommt nicht zum Einsatz. Das zu wissen, ist für seine Kunden eine große Erleichterung: Der Weg vom Dachstuhl bis ins Kinderzimmer ist oft nicht weit.

Laienhaft formuliert: Heißluft tötet tierische Schädlinge. Das ist nicht neu und wird seit Jahrzehnten praktiziert. Diers dagegen geht andere Wege, abgestimmt unter anderem mit dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege in Münster. Statt wie früher Einblastemperaturen von 120 bis 140 Grad benötigt er nur 70 bis 100 Grad. Moderne Technik regelt die Feuchtigkeit der behandelten Objekte, sodass keine Risse oder Verwerfungen entstehen. Ein weit verzweigtes Rohrsystem sorgt für die exakte Luftverteilung. Da dies alles sehr vorsichtig und kontrolliert geschieht, dauert die Behandlung zwar länger, ist aber wesentlich schonender. „Für den Dachstuhl eines normalen Einfamilienhauses brauchen wir gut einen Tag“, meint Diers. Auf diese Weise lässt sich nicht nur dem Hausbock, sondern auch dem Hausschwamm und allem, was das Holz angreift, der Garaus machen. Die Firma IRT hat aber noch einiges mehr zu bieten - die thermisch geregelte Behandlung von Möbeln zum Beispiel, um dem Holzwurm zu Leibe zu rücken. Überhaupt nimmt sich Christoph Diers alles vor, was tierischen Schadinsekten zum Opfer fallen kann: „Wir hatten schon eine Sammlung von Indianermasken, eine Bibel aus dem 14. Jahrhundert, eine Mumie und und und.“ Und wenn die Hitze einem hohen Kulturgut zu sehr zusetzen würde, setzt er CO2, also Kohlendioxid ein. Die Kunststätte Bossard in Jesteburg bei Hamburg zum Beispiel wurde zunächst komplett gasdicht eingepackt (2.000 Kubikmeter), anschließend kam 27 Tage lang exakt 30 Grad warmes Kohlendioxid in das Gebäude. Das Gas verdrängt den lebensnotwendigen Sauerstoff und tötet sämtliche Schadinsekten ab. Und das eingepackte Haus sieht aus wie bei Christo - nur ist es in diesem Fall keine Kunstaktion. Die IRT-Referenzliste ist lang, sie reicht vom Museum Ludwig in Köln über das Franz-Lehar-Museum in Bad Ischl bis hin zu den Staatlichen Schlössern und Gärten in München. Aber auch hier in der Gegend war Diers schon helfend tätig: zum Beispiel im Gütersloher Stadtmuseum an der Kökerstraße.

Stefan Lind
Quelle: Immobilien Markt im Kreis Gütersloh, Ausgabe 6, März/2001,
mit freundlicher Genehmigung des Autors.

01. Juni 2000: Innovative Bekämpfungsmaßnahme gegen den Gewöhnlichen Nagekäfer mit CO2 am Chorgestühl der Klosterkirche in Osek / Tschechische Republik

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Reiner Klopfer; Sachverständiger für Holzschutz

INNOVATIVE BEKÄMPFUNGSMASSNAHME GEGEN DEN GEWÖHNLICHEN NAGEKÄFER MIT CO2 AM CHORGESTÜHL DER KLOSTERKIRCHE IN OSEK / TSCHECHISCHE REPUBLIK

Dipl.-Ing. (FH) Reiner Klopfer; Sachverständiger für Holzschutz
Deutsches Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege
Propstei Johannesberg, Fulda e.V.
36041 Fulda

1. Einleitung

Das Deutsche Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege (ZHD) bearbeitet das Verbundprojekt „Chorgestühl Kloster Osek“, das durch folgende Institutionen gefördert wird: Bundesministerium des Inneren (BMI), Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) sowie die Europäische Gemeinschaft (EU). Das Gesamtvorhaben soll einerseits Maßnahmen zur Erhaltung von Kulturgut mit Materialien fördern, die den Aspekt des Umwelt- und Gesundheitsschutzes intensiver berücksichtigen als bisherige Maßnahmen (Anteil DBU). Andererseits soll dieses Kulturgut von hoher internationaler Bedeutung wiederhergestellt und restauriert werden (Anteil BMI und EU). Vor diesem Hintergrund ist das Projektziel, die praktische Umsetzung umwelt- und gesundheitsschonender Maßnahmen bei der Bekämpfung von Holzschädlingen, sowie bei der Schädlingsvorbeugung unter Berücksichtigung der großen Dimensionen und den Auswirkungen auf das zu behandelnde Kulturgut, zu sehen.

2. Das Chorgestühl

Das Zisterzienserkloster Osek (bis 1945 Ossegg) wurde 1196 durch Zisterziensermönche aus dem oberpfälzischen Kloster Waldsassen gegründet. 1950 wurde das Kloster in der damaligen CSSR geschlossen und erst 1992 dem Zisterzienserorden zurückgegeben. Seither leitet Abt Bernhard Thebes mit hohem Einsatz das Kloster und ist um Wiederaufbau und Instandhaltung bemüht. Eine besondere kunsthandwerkliche Meisterleistung ist das barocke Chorgestühl aus dem beginnenden 18 Jahrhundert, das noch heute den Mönchen für das gemeinschaftliche Chorgebet dient. Das Chorgestühl wurde in den Klosterwerkstatt geschaffen und ist dem Tischlermeister-Intarseur und Holzschnitzer J.J.Profft zugeschrieben, der mit seinen Mitarbeitern die wertvolle, mit Schnitz- und Intarsienarbeiten reich geschmückte Anlage schuf.

Abb. 1: Nördliches Chorgestühl.

Abb. 2:Detail der kunstvollen Intarsien.

3. Die Schäden

Das Chorgestühl, bestehend aus einem nördlichen und einem südlichen Teil, wurde zuletzt Mitte der `60er Jahre in eine Restaurierungsmaßnahme eingebunden. Danach waren Teile des südlichen Chorgestühls ausgebaut und in notdürftig hergerichteten Räumen der ruinösen Klosterbrauerei unter sehr widrigen Umständen ausgelagert. Dort waren umfangreiche Schädigungen auch durch Schimmelpilze vorhanden, die im wesentlichen den Knochenleim unter den Furnieren, sowie die Fassungen geschädigt haben. Das gesamte Chorgestühl war weiterhin durch den Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum [De Geer]) befallen.

Eine Aktivitätskontrolle erfolgte mittels Pheromonfallen, die 1998 einen Lebendbefall sicher dokumentierten. Die höchste Anzahl an gefangenen Käfern konnte in einem sehr kurzen Zeitraum von Mitte bis Ende Juli ermittelt werden. Es ist daher davon auszugehen, daß hier die Hauptflugzeit des Gewöhnlichen Nagekäfers in der Klosterkirche gewesen ist. Die Temperaturen lagen in diesem Zeitraum im Durchschnitt bei 18°C, die relative Luftfeuchtigkeit bei 70%. Neben dem zeitlich begrenzten Monitoring mit Pheromonfallen wurde und wird zusätzlich eine mehrjährige Klimamessung an und in der Klosterkirche durchgeführt. Somit standen für die Bekämpfungsplanung u.a. Daten von Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit im Innenraum der Kirche zur Verfügung.

4. Vorbereitungs- und Abdichtungsmaßnahmen

Die gasdichte Ausbildung um bewegliches Kulturgut herum erscheint mit Zelten, Kammern oder Foliensäcken noch vergleichsweise einfach ausführbar. Für größere, unbewegliche Kulturgüter und ganze Gebäude erhöht sich der Aufwand der Abdichtungsmaßnahmen wesentlich. Insbesondere der Bereich Fußböden verdient bei dem, im Vergleich zur Umgebungsluft, schwereren Gas CO2, erhöhte Aufmerksamkeit. In den wenigsten Fällen sind Fußböden in Gebäuden als gasdicht anzusehen, so daß ein Absacken des Gases durch Fugen und poröse Materialien erfolgt. Auch Leitungsschächte, Entwässerungen, Kellerbereiche, Gruft- und Kanalsysteme bergen die Gefahr, das das Gas in diese nicht immer bekannten Hohlräume eindringt und unbemerkt über diese Systeme auch in andere Gebäudeteile gelangen kann. Eine genaue Analyse des Untergrundes ist daher im Vorfeld einer CO2 Begasung unbedingt erforderlich.

Der hier vorgefundene untere konstruktive Aufbau des Chorgestühls stellte sich wie folgt dar: der Fußboden besteht aus weichen Terrakotten, die vermutlich auf Sand verlegt sind, die Fugen sind mit Kalkmörtel verschlossen. Um das Chorgestühl herum sind, wahrscheinlich zu einer späteren Zeitpunkt verlegt, großformatige Natursteinplatten vorhanden. Auf diesem Fußboden ist mit einer jochartigen Konstruktion aus Eiche ein ca. 45cm hohes Podest errichtet, auf dem die jeweils 19 Sitzplätze einer Chorgestühlseite aufgebaut sind. Das Podest wird über jeweils drei dreistufige Treppen erschlossen, die zwischen und an den Seiten der vorgelagerten Buchbank angeordnet sind. Um für die Bekämpfungsmaßnahme eine gasdichte Ausbildung des Chorgestühls zum Untergrund hin zu ermöglichen, wurde eine schrittweise Anhebung einzelner Aufstandsflächen vorgenommen unter die die Bleche eingebracht, die Zwischenräume mit gasdichter Folie ausgelegt und mit den Blechen verklebt und abgedichtet wurden.

Über dem nördlichen und südlichen Chorgestühl wurden verschieden hohe hölzerne Rahmen aufgestellt, zwischen denen Teleskopstangen das pultförmige Traggerüst des Begasungszeltes bildeten. Das gesamte Chorgestühl wurde inklusive dem zwischen nördlichem und südlichem Teil bestehenden Zwischenraum in eine gasdichte Hülle eingepackt. Die einzelnen Folienbahnen wurden untereinander doppelt verschweißt, die Stöße mit Gewebeband armiert und zusätzlich mit einem gasdichten Aluminiumklebeband versiegelt.

Abb. 4: Gesamtansicht des Begasungszeltes.
Im Zwischenraum des Chorgestühls wurden auf gepolsterten Unterlagen Teile des abgebauten südlichen Chorgestühls, sowie weitere befallene Holzteile und Skulpturen in Regale zum Begasen eingelagert. Der gesamte Umbaute Raum betrug etwa 1000 m³. Es erfolgte eine Kontrolle der Dichtigkeit mittels Überdruck sowie über eine visuelle Leckagenkontrolle des lichtundurchlässigen Folienzeltes.

5. Durchführung der Maßnahme
Abb. 5: Gastank und Verdampfereinheiten

Nach Anschluß der Klimaeinheit an das Begasungszelt, Aufstellung des Gastanks und der Verdampfereinheiten, sowie Anschluß von Wasser, Strom und Gas konnte am 24 Juni 1999 mit der Maßnahme begonnen werden. Die Begasung wurde nach einer vorsichtigen Temperaturerhöhung und der Spülphase, bei der zunächst die Atmosphäre im Begasungszelt auf die Gaswerte um ca. 60% CO2 und ca. 10% O2 eingestellt wurde, über einen Zeitraum von 22 Tagen durchgeführt. Um die Unversehrtheit des Kulturobjektes zu sichern war die Einhaltung gleichbleibender Feuchtigkeitswerte im Begasungszelt sicherzustellen. Das verwendete flüssige CO2 kommt nach dem Durchlauf durch die Verdampfereinheiten sehr trocken und kalt in dem zu begasenden Raum an. Ohne Gegenmaßnahmen (Befeuchtung, Heizung) würde dies zu einem drastischen Abfall der relativen Luftfeuchtigkeit und damit zu einem Absinken der Holzfeuchte führen. Schwundrisse und Schädigungen an Fassungen wären unvermeidlich. Während der Maßnahme wurde deshalb die relative Luftfeuchte auf etwa 67% und die Temperatur auf eine Obergrenze eingestellt, überwacht und geregelt und bei Bedarf modifiziert. Klimaeinheit und Begasungszelt stellten ein geschlossenes System dar (bis auf Diffusionsvorgänge durch die Folie und die Leckagen), bei dem etwa 4000 m³ Luft pro Stunde umgewälzt wurden. An der ungünstigen Stelle wurde die relevante Gaskonzentration ermittelt. Der gesamte CO2 Bedarf betrug für diese Maßnahme etwa 20 t und wurde aus einer wenige Kilometer entfernten, chemischen Anlage geliefert. Hierbei soll nicht unerwähnt bleiben, daß CO2 auch als sogenanntes „Treibhausgas“ bekannt ist und daher eine besondere Betrachtung verdient. Neben Vorkommen als natürliche Quellkohlensäure (Mineralwasser) fällt ein großer Teil des im Handel befindlichen Kohlendioxides als sogenanntes Prozeßgas in der chemischen Industrie an und kann während einer Kulturgutbegasung als „sinnvoll“ zwischengenutzt betrachtet werden. Der geschätzte Gesamtanfall von etwa 13t CO2 / Jahr für einen Single Haushalt läßt die hier verbrauchte Menge in einem anderen Licht erscheinen. Die Begasungsmaßnahmen wurden durch die Firma Innovative Restaurierungstechniken (IRT), Lippstadt (D) durchgeführt, Gasbehälter und Verdampfereinheiten lieferte Firma Westfahlengas (D), die Gaslieferung erfolgte durch die Firma Chemopetrol (CZ). Bei einer geforderten Einwirkzeit von 21 Tagen bei 30° C konnte bei den gewählten klimatischen Bedingungen mit 35° C über 22 Tage mit einer sicheren Abtötung der Insekten gerechnet werden.

6. Erfolgskontrolle

Da geeignete Testmethoden zum Letalitätsnachweis von reaktiven, reaktionsträgen und inerten Begasungsmitteln weitgehend fehlen obwohl alternative Bekämpfungsverfahren zunehmend in der Praxis angewandt werden, wurde hier eine Methode angewandt, die von Dr. rer. nat. W. Unger auf der 21. Holzschutztagung der DGfH in Rosenheim 1998 vorgestellt wurde. Ausgangspunkt bilden die für den Holzschutz typischen Normprüfkörper aus Kiefernsplintholz (Pinus sylvestris L.) nach EN 46 (1990) mit den Abmessungen 50 mm x 25 mm x 15 mm, die hier mit je 8 Larven des Gewöhnlichen Nagekäfers bestückt wurden. Diese Prüfkörper wurden in größere, unterschiedlich dimensionierte, aus zwei gleichen Teilen bestehende Holzbalken eingesetzt, die symmetrische Aussparungen für die Normprüfkörper enthielten. Nach dem Einsetzen der Normprüfkörper wurden die beiden Balkenhälften mit einer Fugendichtmasse, hier Paraffin, abgedichtet. Durch unterschiedliche Dimensionierung der Prüfbalken, verschiedenen Beschichtungs- und Holzarten kann den jeweiligen Gegebenheiten der Bekämpfung vor Ort entsprochen werden. Für die Maßnahme im Kloster Osek wurden 6 verschiedene Prüfbalken mit jeweils 1 oder 2 Normprüfkörpern (à 8 Larven) angefertigt. Ein Prüfbalken mit 2 Normprüfkörpern, sowie ein einzelner Normprüfkörper dienten als Kontrollprobe und wurden nicht mit bekämpft. Ein Prüfbalken wurde vor Abschluß der Bekämpfungsmaßnahme aus dem Zelt geborgen und sofort ausgewertet, um gegebenenfalls die Einwirkzeit verlängern zu können. Alle Larven waren dunkel verfärbt und tot.

Die weiteren Auswertungen wurden durch Dr. Uwe Noldt, Universität Hamburg, Ordinariat für Holzbiologie, vorgenommen. Dabei wurden die Eigenschaften und Parameter Larvenaktivität (Bohrmehl), Larvengröße, Herkunft, Parasitenbefall, Larvenverfärbung und Abtötung erfaßt. Die lebenden Larven stammten von der BFH Hamburg, vom Sachverständigen M. Eichhorn und R. Klopfer (ZHD).

Die Bekämpfungsmaßnahme an Hand der Auswertung der eingesetzten Normprüfkörper (n = 10; davon 7 im Zelt und 3 außerhalb des Zeltes) kann als erfolgreich beurteilt werden, da keine Larven in den im Zelt plazierten Prüfkörpern bei Bekämpfungsende überlebt hatten, während in den Kontrollproben noch Larven lebten oder aber kurzfristig vorher wegen einer Parasitierung (Kugelbauchmilben) abgestorben waren.

7. Zusammenfassung

Die bis heute angewandten Begasungsverfahren gegen holzzerstörende Insekten mit reaktiven Gasen werden in Zukunft aus Umwelt- und Gesundheitsaspekten weiter an Bedeutung verlieren. Der Einsatz von inerten Gasen, wie Stickstoff (N2) oder Kohlendioxid (CO2) kann schon heute unter Einhaltung bestimmter Parameter objektschonend und praktikabel angewandt werden. Die möglichst gasdichte Ausbildung einer Ummantelung der Objekte in Zelten oder mit vorgefertigten Modulen ist eine wesentliche Voraussetzung für eine wirtschaftlich vertretbare Anwendung. Eine schonende Temperaturerhöhung der Begasungsatmosphäre mit gleichzeitiger Feuchteregelulierung und -anpassung sowie die Einhaltung der Inertatmosphären in engen Grenzen verkürzen die Behandlungszeit und sichern sowohl Bekämpfungserfolg als auch die Objektschonung. Dazu gehören auch Voruntersuchungen zur Feststellung der Materialarten und Materialbeschaffenheiten, die Erfassung der klimatischen Verhältnisse sowie ein sorgfältiges und objektschonendes Arbeiten der ausführenden Firmen. Durch eine ausgeklügelte Anwendungstechnik ist es möglich geworden, dieses Verfahren den individuellen Gegebenheiten vor Ort und den
Wüschen der Restauratoren anzupassen. Die Überprüfung des Bekämpfungserfolges mit geeigneten Prüfkörpern trägt zur Sicherung der Verfahrenstechnik bei.

Juni 2000
Reiner Klopfer

8. Literaturverzeichnis

DIN 68 800-4: Holzschutz. Bekämpfungsverfahren gegen holzzerstörende Pilze und Insekten. 1992
EN 46: Holzschutzmittel. Bestimmung der vorbeugenden Wirkung gegenüber Eilarven von Hylotrupes bajulus L. 1990
EN 48: Holzschutzmittel. Bestimmung der bekämpfenden Wirkung gegenüber Larven von Anobium punctatum De Geer. 1990
Binker G.:Umweltschutzkonzepte und Neuentwicklungen bei Kulturgutbegasungen, in: Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, BD 75, München 1995
Binker G, Binker J., Fröba G.: Innovative Stickstoffbegasung gegen Schadinsekten in Museen, in: Dem Zahn der Zeit entrissen, Köln 1997
Piening H.: Modifizierte Inertatmosphären in der Schädlingsbekämpfung – oder: Im Zweifel für´s Objekt, in: Dem Zahn der Zeit entrissen, Köln 1997
Unger A.: Begasung von Kulturgütern: Grundlagen – Materialien – Entwicklungen, in: Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, BD 75, München 1995
Unger W.:Methoden zum Nachweis der biologischen Wirksamkeit alternativer Bekämpfungsvarianten gegen holzzerstörende Insekten, in: Tagungsband der 21. Holzschutztagung der DGfH, Rosenheim 1998

9. Angaben zur Person

Dipl.-Ing. (FH) Reiner Klopfer
(Jahrgang 1963, ledig)
• 1985-1990: Berufsausbildung und Tätigkeit als Forstwirt
• 1995: Abschluß des Studiums zum Diplom-Holzingenieur in Hildesheim
• 1996: Sachkundenachweis im bekämpfenden Holzschutz
• seit 1995: wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Handwerk und
Denkmalpflege in Fulda.
Mitarbeit in den DGfH Ausschüssen:
• „Erhaltung und Erneuerung alter Bausubstanz“
• „Bekämpfungsmaßnahmen zum Schutz von Holz“
Schwerpunktarbeit am Deutschen Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege:
• Erarbeitung und Durchführung Förder- und Forschungsprojekten in Gebieten Holzbau,
vorbeugender und bekämpfender Holzschutz, Untersuchstechniken und Dokumentation
im nationalen und internationalen Rahmen;
• Durchführung von Untersuchungsaufträgen und Gutachten;
Organisation und Durchführung der „Sachkundeausbildung im bekämpfenden Holzschutz“ in
der ZHD Außenstelle in Gernewitz/Thüringen; Fachvorträge bei Architekten und
Tragwerkplanern, sowie in der Weiterbildung zu Restauratoren im Handwerk in Fulda.

27. Juni 1998: Jagd auf Holzwurm in der Kirche

Erschienen in: Barmstedter Zeitung

JAGD AUF HOLZWURM IN DER KIRCHE
BRANDE-HÖRNERKIRCHEN: KOHLENDIOXID GEGEN SCHÄDLINGE

Dem Holzwurm keine Chance. Nach diesem Motto wird in den nächsten Wochen in der Kirche zu Hörnerkirchen gehandelt. Mit Kohlendioxid rücken Spezialisten dem gefräßigen Winzlingzu Leibe.

Von Michael Bunk

Hörnerkirchen. Vor den riesigen Glasfenstem reflektiert eine silberne Folie die einfallenden Lichtstrahlen. Der Fußboden ist mit Plastikfolie abgeklebt. Über die Bankreihen windet sich ein Gewirr aus Rohren verschiedenster Größen. Allenfalls die Kanzel über dem Altar am Ende des Ganges und die mächtigen Innentüren mit einem Kreuz im Fenster, die an einem Pfeiler neben dem Altar lehnen, erinnern daran, dass hier eine Kirche ist.

Orgel ist besonders stark betroffen

Der Grund für diesen Aufwand im Hörnerkirchener Gotteshaus: In dem achteckigen Bau neben dem Marktplatz hat sich der Holzwurm eingenistet. Besonders betroffen ist die Orgel. Dort hat der Schädling so große Schäden angerichtet, daß unbedingt etwas getan werden muß. „Sonst hätten wir die Orgel rausreißen und die Windkanäle erneuern müssen", sagte Hans-Hermann Schnoor. Die nur wenige Millimeter großen Tierchen haben auch schon die Bänke angegriffen. Der Dachstuhl ist aber nicht gefährdet.

Diesem Übel rückt ab Montag die Firma Innovative Restaurierungs-Technik GmbH (IRT) zu Leibe - mit Kohlendioxid. Im Gegensatz zu vielen älteren Verfahren verzichtet die IRT vollkommen auf Giftstoffe. „Die Besucher können sofort wieder reinkommen, wenn das Kohlendioxid wieder raus ist", so Hans-Georg Schülke. Er ist als technischer Leiter für die Arbeiten in Hörnerkirchen zuständig.

Das geruchlose Gas verdrängt den Sauerstoff

Das Prinzip der Schädlingsbekämpfung ist denkbar einfach: Das geruchlose Gas verdrängt den Sauerstoff aus der Luft. Dadurch wird dem Holzwurm die Lebensgrundlage genommen; er stirbt, egal ob als ausgewachsenes Insekt, als Larve oder als Ei.

Um die notwendige Kohlen-stoffdioxid-Konzentration vor. 50 bis 60 Prozent zu schaffen ist der große Aufwand nötig - Über 150 Meter Rohrleitungen wird das Gas in alle Ecken der Kirche gedrückt. Die Rohre mußten auf kleine Stelzen gebaut werden. „Wir konnten die Bänke nicht wie sonst ausbauen", so Schülke. Die Türen der Bankreihen sorgten für zusätzliche, aber lösbare Schwierigkeiten.

Weil Kohlendioxid schwerer als Sauerstoff ist, verdrängt es diesen. Der Sauerstoff entweicht über eine Dachluke und einen Absaugschlauch, der seine Öffnung direkt unter der Kuppel hat. In der Tür steht der orangene Steuerungsschrank, die die Temperatur bei konstant 30 Grad Celsius hält. Die computergesteuerte Anlage hält auch die Kohlendioxidkonzentration und bläst, wenn nötig, Gas nach.

Die Kirche darf nicht betreten werden
Dies wird in jedem Fall nötig sein, obwohl alle Fenster und Türen mit einer Spezialfolie abgeklebt sind und auch der Fußboden mit Plastik ausgelegt ist. „Wir rechnen mit einem Verlust von 30 Prozent", sagt Hans-Georg Schülke. Insgesamt werden rund 50 Tonnen Kohlendioxid nötig sein, um alle Holzwürmer abzutöten. Allein zum Spülen werden zwölf Tonnen verbraucht, etwa das Vierfache des Raumvolumens in der Kirche von 2800 Kubikmeter. Das Dioxid wurde unter Druck als Flüssiggas bei -80 Grad Celsius in einem mobilen Tank angeliefert. Vom Marktplatz aus fließt es über mehrere Erwärmer in einem Hochdruckschlauch zur Kirche. Die Kirche darf während der Begasung nicht betreten werden. „Die Konzentratin-ist tödlich", verdeutlicht Schülke. In der normalen Atemluft sind 0,03 Prozent Kohlendioxid vorhanden. Es gibt allerdings einen Noteinstieg, der aber nur unter Atemschutz benutzt werden darf.

Gottesdienst findet in Friedhofskapelle statt

Die Kirche bleibt voraussichtlich bis Ende Juli geschlossen. „Das geht nur, weil jetzt die Ferienzeit kommt", sagt Pastorin Renate Juhl. Der Gottesdienst findet bis dahin in der Kapelle des Friedhofs statt. Die genauen Termine werden am Pastorat ausgehängt. Die gesamte Maßnahme kostet rund 98 000 Mark. Die Kirchengemeinde Hörnerkirchen hat dafür Zuschüsse des Landes, aus dem Baufonds der Nordelbischen Kirche und vom Kirchenkreis Rantzau bekommen. Außerdem gab es einige großzügige Spenden. Die stammen teilweise von Einwohnern, die einige alte Möbelstücke mit in die Kirche stellen können.